Eigentlich war es die 24. Ausgabe der Sommerschule, zu der das Karate-Dojo in Lich am Wochenende vom 15. bis 16. Juli 2023 in die DBS-Sporthalle eingeladen hatte. Aber wie bei vielen anderen Vereinen hatte Corona auch hier Zeitpläne für Veranstaltungen durcheinandergewirbelt. Die 23. Ausgabe hatte 2019 stattgefunden. Was danach folgte waren lange Monate Online-Training ohne bundesweite Treffen von Karate-Sportlerinnen und Sportlern aus ganz Deutschland. Dieses Jahr sollte sich das nach Abflauen der Corona-Pandemie zum Glück wieder ändern. Mit über 140 Teilnehmenden aus zahlreichen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachen war die Veranstaltung dann auch wieder sehr gut besucht. Die weiteste Anreise hatten Karateka aus Brandenburg und Berlin.
Auf die Teilnehmenden warteten insgesamt 20 Trainingseinheiten, bei denen vom Anfänger bis zum Profi für alle etwas dabei war. Einer der Trainer war Bernhard Millner aus Bochum, der mit schwarzem Karategürtel und dem 9. Dan der höchstgraduierte Shotokan-Karateka in Deutschland ist. Außerdem trainierten Detlef Herbst (7. Dan) und Christian Bonsiep (5. Dan) aus Lich, Timm Millner (5. Dan) aus Bochum und Moh’d Abu Wahib (5. Dan) aus Höchst im Odenwald.
Warum ist ein Trainingswochenende interessant?
Normalerweise dauert eine Trainingseinheit unter der Woche 90 Minuten. Für manche Freizeit-Karateka ist das die gesamte Trainingszeit pro Woche. Bei der Sommerschule konnte man aber bis zu 4 verschiedene Trainingsmodule am Samstag und ein weiteres am Sonntag absolvieren. Die Teilnehmenden konnte also intensiv ihre Angriffs- und Abwehrtechniken verfeinern oder eine neue Kata lernen. Diese virtuellen Kämpfe gegen einen imaginären Gegner folgen einem festgelegten Schrittmuster und werden immer anspruchsvoller, je höher ein Karateka in seiner Laufbahn kommt. Für Trainerinnen und Trainer, die in ihren Vereinen Karate schulen, gab es am Samstagmittag außerdem eine eigene Fortbildungseinheit.
Karate-Kämpfe von leicht bis schwer
Auch das so genannte Kumite, also der Karate-Kampf, kam nicht zu kurz. Folgt dieser bei Anfängern mit weißem Gurt (9.Kyu) ebenfalls einem festgelegten Schrittmuster, kämpfen Schwarzgurte frei, sie können also Angriffs- und Abwehrtechniken spontan wählen. Manche kämpfen dabei mit Schutzausrüstung, um Vollkontaktkämpfe üben zu können. Die meisten hingegen kämpfen ohne Ausrüstung und halten stattdessen beim Schlagen oder Treten Abstand zum Partner. Dafür ist Körperbeherrschung ebenso wichtig wie die Fähigkeit, Distanzen richtig einschätzen zu können. Auf der anderen Seite ist Vertrauen wichtig, dass der mit voller Intensität ausgeführte Schlag oder Tritt auch tatsächlich zwei Zentimeter vor dem angepeilten Ziel stoppt.
Prüfungen für alle Gürtelfarben
Ebenso wichtig wie das Training war bei der Sommerschule die Zeit zum netzwerken und reden unter Gleichgesinnten, zum Beispiel bei der Lehrgangsfete mit Grillen am Samstagabend. Aber auch Prüfungen kamen nicht zu kurz. 12 Schwarzgurte waren schon am Freitag vor der Sommerschule zur Prüfung erschienen. 10 von ihnen – davon 5 aus Lich – bestanden die Prüfung und erlangten damit den nächsten Dan-Grad. Für 30 weitere Prüflinge standen Sonntagnachmittag Prüfungen an. Sie erlangten erfolgreich einen der Gürtel von gelb (8. Kyu) bis braun (1. Kyu). Wer den 1. Kyu erreicht hat, darf als nächstes die Prüfung zum Schwarzgurt ablegen, muss dafür aber wieder erst ein umfangreiches Programm an Karate-Techniken üben.
Und genau dabei helfen Wochenendlehrgänge wie die Sommerschule in Lich. Die Teilnehmenden waren sich einig: Die Veranstaltung war rundum gelungen.